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Channel: Berliner Arbeitskreis Film e.V. - Filmfestivals
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Gewinner der Kurzfilmtage Oberhausen und zwei Festivalstarts: JFBB & DOK.fest München

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Die 71. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen sind mit der großen Preisverleihung am 4. Mai zu Ende gegangen. Es folgen in Berlin am 6. Mai das 31. Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg (JFBB) und am 7. Mai das 40. Münchner DOK.fest.



Die diesjährigen Preise der 71. Kurzfilmtage Oberhausen, die am 4. Mai 2025 beendet worden sind, zeugen von der Vielfalt und Internationalität des Kurzfilms. Sie sind unter anderem nach Kirgisistan, Russland, Mexiko und Kuba, nach Myanmar, Polen und Frankreich gegangen.

Großer Preis der Stadt Oberhausen dotiert mit 8.000 Euro
"Jailoogo Karay Uzak Jol" (Long Way to the Pasture)
Ilgiz-Sherniiaz Tursunbek uulu
Kirgisistan 2025, 23‘35‘‘, Farbe

Begründung:
In diesem Film über den Umzug einer Hirtenfamilie zu den Sommerweiden in Kirgisistan wird filmische Energie entfesselt. So werden die Momente der Wanderung von Menschen und Tieren über einen reißenden Fluss eingefangen. Jedes Wesen wird in der Hitze des Gefechts gezeigt, völlig im Augenblick versunken. Eine Bewegung mit den Kräften der Natur und ihrer Elemente. Kameraarbeit und der Einsatz von Licht und Bewegung sind bemerkenswert.


Hauptpreis dotiert mit 4.000 Euro
"Dvorts∞vaya" (The Palace Sq∞are)
Mikhail Zheleznikov
Israel 2024, 22‘, Farbe/schwarzweiß

Begründung:
Die Alexandersäule ist die Achse der Begegnung auf dem St. Petersburger Palastplatz. Ausgehend von einer witzigen Fotomontage weitet sich der Film zu einer umfassenden Erzählung aus; ein Film, der gleichzeitig Ort und Zeit festhält. Der Erste Weltkrieg bricht aus, der Winterpalast wird gestürmt und ein Schockschnitt bringt uns von der Russischen Revolution zur Auflösung der Sowjetunion. Für den Filmemacher gibt es die gesichtslose Menge nicht, sondern immer eine Menge aus Einzelnen mit Gesichtern, die uns auch heute noch beobachten.

Förderpreis des Internationalen Wettbewerbs dotiert mit 1.500 Euro
"Gusarapos" (Crawlies)
Ulysse de Maximy
Mexiko 2024, 17‘55‘‘, Farbe

Begründung:
Der Filmemacher führt uns zu einer Familie, wobei er von seinen eigenen Erfahrungen mit Wahnsinn ausgeht. Er konzentriert sich auf Tonaufnahmen und Beobachtungen eines schizophrenen Onkels; wir spüren eine starke Einzelstimme, die sich in eine einzigartige filmische Sprache verwandelt. Die Geschichte ist gleichzeitig verstörend und berührend – wir fühlen sie mehr, als dass wir sie lesen.

Kurzfilmkandidat für die European Film Awards
"Common Pear"
Gregor Božič
Slowenien/UK 2025, 15‘, Farbe

Begründung:
Eine neue Generation erwacht in einer Umwelt, in der sie nicht überleben können. Sie nutzen das Archiv, um die jüngste Vergangenheit zu studieren und etwas über die vorherigen Generationen zu lernen. Stimmen aus der Vergangenheit führen zur poetischen Erkundung einer von der Klimakatastrophe bedrohten Natur. Ein Spielfilm aus der nahen Zukunft über den Verlust der Natur und die Frage, wie man sich in dieser Realität zurechtfindet.


NRW-Kulturpreis
"Myakish" (Crumb)
Elena Kulesh
Russland 2025, 28‘45‘‘, Farbe

Begründung:
Das „Njet“ als Klammer. Drei junge Männer mit Sehnsüchten – gegen Widerstände auf der Suche nach einem eigenen Leben. Wir erhalten Einblicke in eine Gesellschaft, in der Wünsche und Bedürfnisse von Schwächeren an patriarchaler Gewalt scheitern.

FIPRESCI-Filmkritikerpreis
"Common Pear"
Gregor Božič
Slowenien/UK 2025, 15‘, Farbe

Begründung:
Der FIPRESCI Filmkritikerpreis 2025 geht an einen Film, der die Pflege von Bäumen in den Mittelpunkt stellt und die generationenübergreifende Verantwortung für den Zusammenbruch des Klimas aufzeigt. Auch auf der dramaturgischen Ebene schafft das Gemüse eine visuelle Brücke zwischen Science Fiction und Dokumentarfilm. Eine dystopische Perspektive voller Gefühle des Verlusts und der Melancholie zeigt uns einen Zufluchtsort, wo wir auf Besserung hoffen können. Hier werden die dokumentarischen Elemente durch die Analyse der Bilder auf Distanz gebracht. Die filmische Immersion, die durch beeindruckende Fotografien und eine ausgefeilte Kadrierung verstärkt wird, lässt Raum für eine Reflexion über eine
dringende „gemeinsame Angst“, mit der sich jeder verbunden fühlen kann, und vielleicht sogar wieder mit der Natur verbunden.

Preis der Ökumenischen Jury dotiert mit 2.000 Euro
"Drogi Leo Sokolosky" (Dear Leo Sokolosky)
Weronika Szyma
Polen 2024, 8‘, Farbe

Begründung:
Durch die Verwendung minimalistischer Animation mit Szenen aus Familienarchiven nimmt der Film Zuschauer mit auf eine Reise nach Ansbach und in die innere Welt der Suche einer Frau nach ihrem Urgroßvater, der den Zweiten Weltkrieg im Arbeitslager überlebte. Drogi Leo Sokolosky macht die Vergangenheit gegenwärtig und verbindet Geschichte, Dokumentation und kritische Selbstreflexion. Es ist ein fantastisches filmisches Tagebuch, das uns die seltene Gelegenheit gibt, den Vorhang zu lüften und in die Tiefen einer menschlichen Seele zu blicken.

Preis des Deutschen Wettbewerbs dotiert mit 5.000 Euro
"Hay un dolor" (There’s a Pain)
Froilán Urzagasti
Deutschland/Bolivien 2024, 39‘51‘‘, Farbe

Begründung:
Mit großer poetischer Kraft und feiner Beobachtungsgabe entfaltet der Film ein vielschichtiges Panorama von Arbeit, Migration und Gemeinschaft. In ruhigen, präzise komponierten Bildern verbindet er dokumentarische Momente mit fiktionalen Elementen und schafft so eine Erzählung über Fremdsein, Zugehörigkeit und gemeinsame Erfahrungen im öffentlichen wie privaten Raum.


Förderpreis des Deutschen Wettbewerbs dotiert mit 1.500 Euro
"Haha no tegami" (Mother’s Letter)
Sylvia Schedelbauer
Deutschland 2025, 25‘05‘‘, Farbe/schwarzweiß

Begründung:
In ihrem Film malt die Filmemacherin eine poetische Erzählung von zwei persönlichen Reisen, in denen sich Mutter und Tochter ineinander spiegeln. Eine Reise der Emanzipation und Migration, und eine Reise des Erinnerns. Aus Archivmaterial flicht die Filmemacherin ein intimes und vielschichtiges Dokument über Sehnsüchte, Vergänglichkeit, Freiheit und Versöhnung.

3sat Nachwuchspreis dotiert mit 2.500 Euro
"Monument"
Maksim Avdeev
Deutschland 2024, 14‘45‘‘, Farbe

Begründung:
Der Film ist eine Reflexion über das Filmemachen selbst – als Akt des Empowerments und als Versuch, über das Unsagbare zu sprechen. In einer dokumentarischen Annäherung zwischen zwei Generationen wird ein Telefonat mit Familienvideos verflochten und zu einem vielschichtigen Spiegel familiärer, politischer und emotionaler Spannungen. Die Suche nach Verständigung wird zur Auseinandersetzung mit tradierten Werten und ideologischen Konstrukten, ohne einfache Antworten zu liefern. Durch das präzise Zusammenspiel von Ton und Bild, Gegenwart und Erinnerung, Nähe und Distanz entsteht ein offener Raum für Dialog, Zweifel und Transformation.

WDR Zuschauerpreis dotiert mit 750 Euro
"ghosting mother"
Bernhard Mescherowsky
Deutschland 2025, 16‘58‘‘, schwarzweiß

Begründung:
Ein Sohn nimmt Abschied, ist auf Spurensuche. Zu früh ist seine Mutter gestorben. Sie gibt ihm keine Zeit mehr, Fragen zu stellen. Was weiß er schon von ihr jenseits ihrer Mutterrolle? Von ihren Träumen, Sehnsüchten, Hoffnungen. Was wissen wir voneinander? Welche Erinnerungen bleiben? Ein sehr persönlicher Film. Zutiefst berührend. Experimentell. Das 16 Millimeter Filmmaterial zersetzt sich wie ein kranker Körper. Die Bilder verblassen, lösen sich auf. Uns berühren die Auseinandersetzung mit Trauer, die einfachen Worte, die visuelle Gestaltung, der Soundtrack, die Idee.

Preis der Kinderjury dotiert mit 1.000 Euro
"Autokar"
Sylwia Szkiłądź
Frankreich/Belgien 2025, 17‘, Farbe

Begründung:
An unserem Gewinnerfilm mochten wir besonders, dass das Mädchen so mutig war, eine lange Reise allein mit dem Bus zu machen. In dem Film verwandeln sich alle Menschen im Bus in Tiere, was wir sehr spannend fanden, weil das dem Mädchen weniger Angst gemacht hat. Manche Eigenschaften von den Tieren waren gar nicht so, wie wir sie erwartet haben. Zum Beispiel war die Wölfin am Ende des Films lieb. Besonders gut hat uns die Szene gefallen, als das Mädchen gewachsen ist und ihr Haus hochgehoben hat.


Der 27. MuVi-Preis dotiert mit 2.000 Euro
"K-BOB STAR" (Cardi B)
Hansol Kim
Deutschland/Südkorea 2024, 3‘01‘‘, Farbe

Begründung:
In K-BOB STAR untersucht Hansol Kim präzise und zugleich spielerisch die Schnittstellen von Generationen, der Rolle von Frauen in der K-Pop-Industrie und Care-Arbeit. Durch die Zusammenarbeit mit mehreren Generationen von Frauen, insbesondere ihrer Großmutter, entsteht ein generationenübergreifendes Narrativ, das gängige Vorstellungen von Alter und Geschlecht subtil unterläuft. Mit einer reduzierten, pointierten Verbindung aus Video und Text sowie ironischen Verweisen – etwa auf Kimchi als kultureller Signifikant – hinterfragt Kim Fragen von Aneignung und kultureller Identität. Das Ergebnis ist ein frisches, eigensinniges Werk, das mit ästhetischer Fremdheit und performativer Exzentrik neue Bildräume weiblicher Emanzipation eröffnet.

Link:www.kurzfilmtage.de

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Am 6. Mai 2025 eröffnet das 31. JFBB - Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg feierlich im Hans-Otto-Theater in Potsdam. Bis zum 11. Mai 2025 präsentiert das Festival in Berlin und Brandenburg ein facettenreiches Programm, das cineastische Höhepunkte und tiefgehende Einblicke in jüdische Lebenswelten vereint.

Mit einem umfangreichen Programm aus 57 Filmen aus über 20 Ländern, das die beiden Wettbewerbe für Spiel- und Dokumentarfilme umfasst, fördert das JFBB als Europas größtes Filmfestival mit jüdischer Thematik den Austausch zwischen jüdischen und nichtjüdischen Perspektiven und greift zentrale gesellschaftliche sowie historische Themen auf.

Zur Eröffnung wird "Bad Shabbos" von Daniel Robbins, USA, 2024, 84 Min. gezeigt. Hier der Trailer:



Synopsis:
Schabbat-Dinner außer Kontrolle: als zum ersten Mal alle Eltern- und Schwiegerelternteile mit am Tisch sitzen, stört ein plötzlicher Todesfall (oder sogar ein Mord?) die herbeigesehnte Harmonie. Daniel Robbins dynamische Komödie gewann beim letztjährigen Tribeca Film Festival den Publikumspreis.


Neben dem Spielfilm- und Dokumentarfilmwettbewerben, Institutionen wie dem Kurfilmprogramm „Nosh Nosh“ oder Kino Fermished mit einem ungewöhnlichen Blick auf jüdische Identitäten, Migration und Geschichte hat sich das Programmteam um die Leitung Bernd Buder und Lea Wohl von Haselberg wieder viele weitere Themen in Schwerpunkt-Form vorgenommen.

Zahlreiche Panels vertiefen die Inhalte, Filmemacher*innen aus aller Welt sind zu Gast. Mit neuen Werken vertreten sind u.a. Jasmila Žbanić, Dani Rosenberg, Iveta Novotová, Yolande Zauberman, Oury Milshtein, Tom Shoval und Nir Bergman – ebenso sind Arbeiten von Jeanine Meerapfel, Volker Koepp und Esther Zimmering zu sehen.

Zudem widmet sich das Festival in einem zweiten Teil der Sonderreihe „Bruch oder Kontinuität? ,Antizionismus' und Antisemitismus im Sozialismus und danach“ einer facettenreichen filmischen Auseinandersetzung mit verdrängten Realitäten jüdischer Erfahrung in den postsozialistischen Gesellschaften und im postsowjetischen Raum.

Das Programm, unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, setzt die 2024 begonnene Auseinandersetzung mit jüdischen Erfahrungen vor und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs fort. Im Fokus stehen filmische Reflexionen zwischen Systemwandel, Erinnerung und Antisemitismus von der DDR über die ehemalige Sowjetunion bis in die Ukraine heute.

Ein Zeitdokument aus der späten DDR ist "UNSERE KINDER" (Roland Steiner, DDR 1989, 88 Min.), das sich mit rechtsextremen Jugendkulturen eines angeblich antifaschistischen Staates auseinandersetzt – ein seltenes filmisches Zeugnis über „Randgruppen“, Hooligans und auch Antisemitismus vor dem Fall der Mauer.

Erleben kann man das 31. JFBB in den Berliner Kinos Filmkunst 66, Moviemento, Bundesplatz-Kino, und Kino Krokodil sowie in Potsdam im Thalia–Programmkino, im Filmmuseum Potsdam und auf der Open Air Inselbühne. Ausgewählte Veranstaltungen gibt es an weiteren Orten in Berlin und Brandenburg.

Link:www.jfbb.info

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Aus 1.400 Einreichungen wurden für das 40. DOK.fest München 105 Dokumentarfilme ausgewählt. In 16 Reihen werden vom 7. - 18. Mai 2025 Filme aus 58 Ländern in den Münchner Spielorten und das erste Mal vom 8. - 12. Mai 2025 auch in insgesamt 10 Vorstellungen auf dem DOK.fest Augsburg gezeigt. Zudem können anschließend viele Filme vom 12. - 25. Mai 2025 kostenpflichtig im Online.Stream bundesweit gesehen werden.

Festivalleitung Daniel Sponsel und Adele Kohout:
"Wir freuen uns auf ein äußerst vielfältiges Programm, das wir in diesem Jahr in einem neuen Reihenschema präsentieren, das sich nach aktuellen Themen ausrichtet. Dabei wird unser kuratorischer Ansatz klarer sichtbar als zuvor. Wir sind sehr gespannt, wie diese Zuordnung und die größere Übersicht von unserem Publikum angenommen wird. Eine weitere gute Nachricht: Die Anzahl der Filme, die von Regisseurinnen realisiert wurden, nähert sich der Genderparität, das ist eine gute Entwicklung in der Branche. Wir freuen uns auf unsere Gäste und die verschiedenen Stimmen und Perspektiven auf die Welt.“

„Friendly Fire“ von Klaus Fried, Sohn des berühmten Lyrikers Erich Fried, eröffnet das 40. Dok-Fest München am 7. Mai 2025.

"Der Film von Klaus Fried und Julia Albrecht ist ein Geschenk zur richtigen Zeit, thematisch hoch aktuell, voller Ambivalenzen und eine vielschichtige Familensaga. Erich Fried vereinte als Künstler und Mensch die heftigsten Widersprüche: Als heimatvertriebener jüdischer Emigrant aus dem nationalsozialistischen Deutschland wird er zum strengen Kritiker der israelischen Politik. Als linker Pazifist sucht er den Austausch mit dem bekennenden Neonazi Michael Kühnen. Sein Liebesleben folgt nur bedingt seiner sensiblen Lyrik zum Thema. Als Vater bleibt er dem Sohn Klaus ein Rätsel: überlebensgroß und doch zutiefst menschlich."

Klaus Fried geht in dem Porträt den Lebensspuren seines berühmten Vaters, den britisch-österreichischen Lyriker Erich Fried, nach. Als dieser stirbt, ist der Sohn gerade 19 Jahre alt. Klaus macht sich auf den Weg und tastet sich im Gespräch mit Familienmitgliedern, Freund*innen und Wegbegleiter*innen an seinen berühmten Vater heran. Aus den Erinnerungen dieser Menschen setzt der Film ein faszinierendes Bild des Dichters zusammen und es wird deutlich, wie ähnlich sich Vater und Sohn sind.

Synopsis:
Der Österreicher Erich Fried ist der bis heute meistgelesene, deutschsprachige Lyriker, auch wenn wir seine Liebesgedichte manchmal nicht mehr hören können. Seine Lebensumstände sind die eines traumatisierten, hochgebildeten und empathischen Unruhestifters und einem fast krankhaften Drang zur Versöhnung mit den Extremen politischer Überzeugungen, von RAF bis Neo-Nazi Michael Kühnen. Ein Mann, selber 1938 vor den Nazis aus Wien geflohen, ein Sisyphos, der unverdrossen an Verständigung arbeitete. Sein Sohn Klaus Fried, der in England lebt und seinem Vater beklemmend ähnlich sieht, beklagt, dass er ihn mit einer Generation junger Deutscher teilen musste, die ihren eigenen nicht trauen konnten. Das Haus in London war eine zum Bersten volle German Embassy of the left. Idealisten, Terroristen, die in der Küche eine Entführung planten und Horden kiffender Hippies gaben sich die Klinke in die Hand. Für seine Besucher ein Guru, war Papa für seine eigenen Kinder schwer zu erreichen. Ein Spielzeugmacher und Insektenretter, der alles reparieren konnte. Ein Sammler, der an keinem Müllcontainer vorbeikam, ohne Gegenstände herauszufischen, deren Leben aus seiner Sicht noch nicht zu Ende war. Klaus Fried macht sich auf den Weg und tastet sich im Gespräch mit Geschwistern, Freunden und Zeitgenossen an seinen Vater heran. Fried senior bietet durch sein messy love-life mit drei Ehen und mindestens sechs Kindern ein weites Feld. Der Film ist ein Feuerwerk der jüngeren Geschichte Europas: Vom Anschluss Österreichs über die Nazi-Verbrechen, die deutsche Teilung mit Fried als kundigem Wanderer zwischen den Welten, die wilden Sixties und die Unruhen der 68er, Vietnam, den Terrorismus der RAF und die zusammengeklaubten Theorien späterer Exegeten. Fried senior tritt dabei gelegentlich von der Seitenlinie mit beeindruckender Poesie auf, die bisher nur wenige von ihm kennen.

Seine Deutschlandpremiere feiert auch auf dem DOK.fest München der polnische Film "TRAINS" von Maciej J. Drygas (81 MIN | DIGITAL | NO DIALOGUE), der sich gerade mit der Auszeichnung als bester Film auf dem Internationalen Dokumentarfilmfestival Amsterdam (IDFA) für die Einreichung zum Dokumentarfilmoscar und den Europäischen Filmpreis qualifiziert hat. Hier der Trailer:



Synopsis:
In diesem Dokumentarfilm, bestehend rein aus Archivmaterial, sind alle Bilder wohlkomponiert zusammengesetzt. Fleißige Arbeiter*innenhände, Modenschau und Kanonenschüsse, Handprothesen, dazwischen nascht das Gutbürgertum im Speisewaggon Snacks. Schnell entwickeln die Motive einen Sog, das Gesehene wird politisch: Hitlergrüße und hunderttausende Soldat*innen, die mit der Bahn nach Hause oder in die Kaserne fahren. Deportationen, dokumentierte Angriffe der Luftwaffe.

Es sind Bilder von Leben und Tod, die wertfrei nebeneinanderstehen. Sie bilden kunstvolle Glieder einer Collage, spiegeln die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts wider und verschmelzen zwischen des Schienen zu einer Geschichte.


In Kooperation mit dem XR HUB Bavaria und Die Neue Sammlung – The Design Museum präsentiert das Festival in diesem Jahr auch drei künstlerische Virtual-Reality-Experiences und eine Augmented-Reality-Anwendung im Futuro-Haus vor der Pinakothek der Moderne.

Innerhalb der neuen, thematischen Reihenstruktur werden selbstverständlich weiterhin die Hauptpreise verliehen – reihenübergreifend und ab diesem Jahr nicht mehr als VIKTOR sondern als VIKTORIA. Nominiert sind je zehn bis dreizehn Filme in den Kategorien DOK.international Main Competition, DOK.deutsch Wettbewerb und DOK.horizonte Competition – Cinema of Urgency. Für den Student Award sind in diesem Jahr elf herausragende Dokumentarfilme von Studierenden deutschsprachiger Filmhochschulen und Akademien nominiert.

In diesem Jahr richtet das in Deutschland einzigartige Format African Encounters den thematischen Fokus auf den Klimawandel. Mit drei Dokumentarfilmen aus Kenia und der Demokratischen Republik Kongo werden ungelöste Fragen nach Klimagerechtigkeit zwischen dem Globalen Süden und Norden, zwischen Afrika und Europa auf die Agenda gesetzt. Unter dem Motto "Let's talk climate!" wird der filmische Blick durch persönliche Begegnungen, Panels und Diskussionen erweitert.

Ab Oktober übernimmt Adele Kohout die Leitung und Geschäftsführung des DOK.fest München. Die bisherige stellvertretende Leiterin folgt auf Daniel Sponsel, der ab Herbst Präsident der HFF München wird. Neue stellvertretende Geschäftsführerin und stellvertretende Leiterin wird Maya Reichert, die bislang die Bildungsplattform DOK.education leitet.

„Wir wollen das DOK.fest München als Plattform für gesellschaftlich relevante Themen und visionäre Erzählformen weiterentwickeln: mit neuen Formaten, kreativen Impulsen und einem lebendigen Dialog zwischen Filmschaffenden und Publikum“, sagt Adele Kohout.

Link:www.dokfest-muenchen.de



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