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Channel: Berliner Arbeitskreis Film e.V. - Filmfestivals
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Vier bald kommende und ein gerade beendetes Filmfestival in Berlin

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Das achtung berlin filmfestival endete am Mittwoch, den 9. April 2025, mit der Verleihung der new berlin film awards.



Beim der 21. Ausgabe des achtung berlin filmfestival wurden die new berlin film awards in 14 Kategorien und in einem Gesamtwert von fast 35.000 € vergeben.

"ROTE STERNE ÜBERM FELD" von Laura Laabs wurde Bester Spielfilm und erhielt Preise für Bestes Drehbuch, Beste Kamera Spielfilm und Beste Produktion. Hier der Trailer:



Synopsis:
Nach der politischen Aktion einer anarchistischen Kunstgruppe, die auf dem Reichstag in Berlin rote Fahnen hissen, versucht die junge, revolutionäre Tine auf dem verfallenen Bauernhof ihres Vaters in Bad Kleinen, jenem Ort, an dem 1993 Mitglieder der RAF erschossen wurden, Unterschlupf zu finden. Doch die Ruhe in der ostdeutschen Provinz endet abrupt, als eine Moorleiche gefunden wird. Sofort werden die Vermisstenfälle der letzten 100 Jahre neu aufgerollt und die Gerüchteküche brodelt, sodass sich eine Reise durch die Geschichte Ostdeutschlands entspinnt, in der Tine plötzlich mittendrin steckt.

Der Film feierte im Januar 2025 seine Weltpremiere auf dem Max Ophüls Preis in Saarbrücken und wurde anschließend auf dem internationalen Filmfestival von Rotterdam gezeigt.


"NACHT DER KOJOTEN" von Clara Trischler wurde als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Beste Regie ging an Lotta Schwerk für "NINJA MOTHERF*CKING DESTRUCTION", dessen Hauptdarstellerin Emma Suthe einen von zwei Preisen für das Beste Schauspiel erhielt.

Frederic Jaegers "ALL WE EVER WANTED" ist mit Preisen für Bestes Kostüm und Bestes Szenenbild ausgezeichnet worden.

Birgit Unterweger erhielt für ihr Spiel in "FORMEN MODERNER ERSCHÖPFUNG" den Preis für Bestes Schauspiel, der Film wurde überdies in der Kategorie Bester Spielfilm von der Jury lobend erwähnt.

Der Preis der Ökumenischen Jury ging an "IM PRINZIP FAMILIE" von Daniel Abma.

Mit der Preisverleihung endete die diesjährige Ausgabe des achtung berlin filmfestival, das wichtigste Schaufenster des jungen deutschen Films aus Berlin-Brandenburg, das am 2. April 2025 im Colosseum Filmtheater mit "BLINDGÄNGER" von Kerstin Polte startete. Ein charmante Komödie, die zwar überwiegend in Hamburg spielt, aber von einer Berliner Filmemacherin inszeniert wurde.

Das Festival zeigte in insgesamt acht Sektionen – Wettbewerb Spielfilm, Wettbewerb Dokumentarfilm, Wettbewerb Mittellanger Film, Wettbewerb Kurzfilm, die filmhistorische Retrospektive sowie die Sektionen Berlin Spotlights, Berlin Spezial und Berlin Series – über 80 Filme und Serienepisoden, davon zahlreiche Filme als Deutschland- oder Berlinpremieren noch vor ihrem Kino-, TV- oder Streamingstart. Die feierliche Preisverleihung fand am Mittwochabend, den 9. April 2025, im Kino Babylon statt.

„Dieser Jahrgang hat besonders gut gezeigt, was Film kann und darf. Er soll bewegen und entführen, und er darf auch irritieren und wehtun. Dieser Jahrgang hat auch gezeigt, was ein Festival leisten kann. Nämlich genau über diese Irritationen und Schmerzen ins Gespräch zu kommen, unterschiedliche Perspektiven zu erleben, auszuhalten und vielleicht auch anzunehmen oder sogar zu übernehmen. Solche Diskussionen sind uns wichtig und wir als Filmfestival können einen respektvollen Raum bieten, um mit aller Sensibilität und Offenheit unterschiedliche Perspektiven und kreative Prozesse zu beleuchten“, so die Festivalleiter*innen Regina Kräh und Sebastian Brose.


Link: achtungberlin.de/2025
Quelle: SteinbrennerMüller Kommunikation

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Die 16. Ausgabe von ALFILM – Arabisches Filmfestival Berlin findet vom 23.–29. April 2025 in div. Berliner Kinos statt und präsentiert breitgefächertes Spektrum von Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen aus der Arabischen Welt. Eröffnet wird ALFILM am 23. April 2025 erstmalig im HAU Hebbel am Ufer.

Eröffnet wird das Festival mit "TO A LAND UNKNOWN" von Mahdi Fleifel. Der Film, der seine Premiere bei den Filmfestspielen von Cannes feierte, derzeit in Großbritannien in den Kinos läuft und zuletzt beim Filmfest München ausgezeichnet wurde, hat bei ALFILM seine Berlin Premiere. Hier der Trailer:



Synopsis:
Spielfilmproduktion: Palästina / Großbritannien / Frankreich / Deutschland / Griechenland / Qatar / Saudi-Arabien, 2024, 105 min, AR/EN/Griechisch, OmeU

"TO A LAND UNKNOWN" nimmt das Publikum mit nach Athen, wo die Cousins Chatila und Reda mit einem ähnlichen Schicksal wie hunderttausende andere Palästinenser*innen weltweit kämpfen, dem Leben als Geflüchtete. An den Grenzen Europas festsitzend, träumen sie davon, Deutschland zu erreichen und dort ein neues, würdiges Leben zu beginnen.

Die Cousins Reda (Arab Sabbah) und Chatila (Mahmoud Bakri) ringen in dem heruntergekommenen Viertel am Rande Athens, das von Kriminalität und Armut gezeichnet ist, täglich mit der gleichen Notlage wie hunderttausend andere Palästinenser*innen – dem Leben als Geflüchtete. Verbunden durch Liebe und Freundschaft, aber auch durch die Last der Verzweiflung, die sie über Zeit und Ort hinweg verfolgt, kämpfen sie darum, ihrem Elend zu entkommen und eine bessere Zukunft für sich selbst und ihre Lieben, die sie zurückgelassen haben, zu sichern. Aber wie kann Menschlichkeit bewahrt werden, wenn man in ein Leben hineingeboren wird, das von unaufhörlicher Grausamkeit geprägt ist?

"TO A LAND UNKNOWN" ist eine einfühlsame, bewegende und fesselnde Auseinandersetzung mit der Situation der Palästinenser*innen und damit, was es bedeutet, als staatenlose, geflüchtete Person in einer von rassistischen Vorurteilen und sozialen Ungleichheiten geprägten Welt zu sein. Der bekannte dänisch-palästinensische Filmemacher Mahdi Fleifel hat seinen neuesten Film gemeinsam mit dem marokkanisch-britischen Drehbuchautor und Filmemacher Fyzal Boulifa geschrieben.

"PERFUMED WITH MINT" (ALFILM SPOTLIGHT)
Spielfilm, Regie: Muhammed Hamdy, Ägypten / Qatar / Tunesien / Frankreich, 2024, 111 min, AR, OmeU

Hier der Trailer:



Synopsis:
Ein post-apokalyptisches Kairo: eine Stadt der Schatten und Geister. Der Arzt Bahaa (Alaa El Din Hamada) empfängt seine Patient*innen in einem dunklen, verfallenen Raum in seiner Klinik. Eine Mutter konsultiert ihn, besorgt über den Zustand ihres Sohnes, der trotz seines Todes immer wieder auftaucht, unfähig - oder unwillig - zu gehen. Es entfaltet sich ein eigentümliches Universum, in dem sich von ihrer Vergangenheit geplagte Männer mit aus dem Kopf sprießenden Minzblättern und offenen Narben herumschlagen müssen. Sie fliehen vor anderen namenlosen Männern, die hinter ihnen her sind. Das Rauchen von Haschisch und das Rezitieren von Gedichten werden zum einzigen Mittel, um in einer Welt zu überleben, die von Sedierung beherrscht und von Angst zerfressen wird.

Mit diesem Film gibt der preisgekrönte ägyptische Kameramann Muhammed Hamdy (The Square, Ruben Östlund, 2017) sein Regiedebüt und beweist eine einzigartige Virtuosität im poetischen Erzählen mit einem bemerkenswerten visuellen Reichtum. Der Film feierte bei den Filmfestspielen von Venedig 2024 seine Premiere.

"MY MEMORY IS FULL OF GHOSTS"
Dokumentarfilm, Regie: Anas Zawahri, Syrien, 2024, 75 min, AR, OmeU

Hier der Trailer:



Synopsis:
Als „Hauptstadt der Revolution“ stand Homs im Zentrum des syrischen Aufstandes und war Zeuge einiger der frühesten und schwersten Proteste, bevor die Stadt zwischen 2011 und 2014 einer vernichtenden Belagerung ausgeliefert war. Jahre später fängt My Memory Is Full of Ghosts die Realität derer ein, die dennoch in der vom Krieg für immer veränderten Stadt blieben oder dorthin zurückkehrten.

Durch geduldige Beobachtungen und statische Kamerakompositionen zeigt der Film, wie Krieg nicht nur Landschaften, sondern auch Erinnerungen verändert. Die Stimmen der Bewohner*innen, die aus dem Off zu hören sind – wie eine geisterhafte Präsenz – spiegeln eine Gesellschaft wider, die mit einer gespenstischen Vergangenheit ringt, während sie inmitten von Ruinen ihr Leben wieder aufzubauen versucht, wobei Vergangenheit und Gegenwart miteinander verschwimmen.

"MY MEMORY IS FULL OF GHOSTS" wurde auf dem Visions du Réel uraufgeführt und erhielt dort eine “Special Mention”. Seitdem hat der Film weltweit Zuspruch gefunden, unter anderem als “Beste arabische Dokumention” auf dem El Gouna Film Festival und den Preis als Bester Film auf den Syrian Doc Days in Dänemark.

Drei Kurzfilmprogramme, eine Master Class, Podiumsdiskussionen und Filmgespräche bereichern das Festival, das mit einer Closing Party mit Konzerten, Performances und DJ-Sets von renommierten und aufstrebenden arabischen Künstler*innen in Zusammenarbeit mit dem Kulturkollektiv AL.Berlin am 30. April 2025 im Gretchen abschließt.

Spielstätten:
HAU 1 - Hebbel am Ufer
City Kino Wedding
CineStar Kino in der KulturBrauerei 5 and 6
SİNEMA TRANSTOPIA
Wolf Kino

Link: alfilm.berlin
Quelle: fabrikpublik.de

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Die 54. Ausgabe des Internationalen Studierendenfilmfestivals Sehsüchte findet vom 23.–27. April 2025 statt und wird wie immer von Studierenden der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF veranstaltet, wobei die Universität einen Standort darstellt. Weitere Veranstaltungsorte sind das Waschhaus Potsdam, das Filmmuseum Potsdam und das T-Werk.

Aufgrund der aktuellen Kulturkürzungen steht das größte internationale Studierendenfilmfestival vor finanziellen Herausforderungen, die sich auf die Festivalgestaltung auswirken. Trotz dieser Hürden bleibt das Ziel der Filmuniversität KONRAD WOLF unverändert: jungen Filmschaffenden eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre Werke präsentieren, sich vernetzen und von Branchenexpert*innen lernen können. 

In der 54. Ausgabe widmet sich Sehsüchte einer neuen Generation von Filmschaffenden in einer transformierenden Filmkultur. Inmitten der traditionsreichen Filmstadt Potsdam fungiert das Festival als Plattform, um innovative und mutige Werke zu präsentieren. In einer Zeit, in der nicht nur die Kulturbranche, sondern die gesamte Lebensrealität von Umbrüchen geprägt ist, schaffen wir einen Raum der Begegnung, in dem Kreativität gefördert und gefeiert wird. Das Programm bietet lokalen wie internationalen Filmemacher*innen eine Leinwand, lässt uns durch eine Vielfalt filmisch-ästhetischer Ausdrucksformen (un)bekannte Perspektiven erleben und fördert den Diskurs zwischen unterrepräsentierten und etablierten Filmregionen.

Auch in diesem Jahr setzt sich die Jury aus spannenden Persönlichkeiten zusammen. Mitglieder der Jury wirkten unter anderem bei Walt Disney Produktionen, der Serie Dark und der Berlinale Talents mit. In den Wettbewerbskategorien werden insgesamt zwölf Preise von neun Jurys vergeben.

Zudem führt Sehsüchte die neue Kategorie »Engagierter Film« ein, in der Filme ausgezeichnet werden, die sich mit besonderem Mut mit gesellschaftskritischen Themen auseinandersetzen.

Nach einem intensiven Kurations- und Auswahlprozess präsentieren die 54. Sehsüchte stolz das umfangreiche Festivalprogramm mit knapp 170 Filmen, Drehbüchern, Pitches und VR.

Kernstück des Festivals ist das Hauptprogramm mit mehr als 70 Filmen von Filmemacher*innen aus über 27 Ländern. Zudem hat Sehsüchte noch nie so viele Animationsfilme wie diesmal gezeigt! Mit 34 Werken aus 15 Ländern wird die kreative Vielfalt dieses Handwerks gefeiert. Das gesamte Programm bietet ein weitreichendes Spektrum an Themen, Ästhetiken und Stilen, die im Bereich des Fiktionalen sowie des Dokumentarischen gewohnte Perspektiven herausfordern.

Die Werke der Filmemacher*innen sind Erkundungen dessen, was sie berührt und bewegt und damit zugleich filmische Skizzen einer Welt im Umbruch.

Link: www.sehsuechte.de

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Die 20. Ausgabe von 11mm - das internationale Fußballfilmfestival Berlin findet vom 24.–28. April 2025 im Colosseum Filmtheater statt und präsentiert 45 aktuelle Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus 18 Ländern mit dem Themenschwerpunkt: »Fußballerinnen«.

Eröffnet wird das Festival am Donnerstag, den 24. April 2025 um 19:30 Uhr mit der Uraufführung von Torsten Körners neuem Dokumentarfilm "MÄDCHEN KÖNNEN KEIN FUßBALL SPIELEN" (Deutschland 2025) – in Anwesenheit des Regisseurs sowie zahlreicher Protagonistinnen des Films. Die Hommage an die Pionierinnen des Frauenfußballs bildet gleichzeitig den Auftakt des diesjährigen Themenschwerpunkts „Fußballerinnen: Geschichten von Leidenschaft und Triumph“, der sich mit dem Frauenfußball in all seinen Facetten auseinandersetzt.

Neben dem Eröffnungsfilm finden sich Im weiteren Programm finden sich eindrucksvolle Werke wie die Langzeitbeobachtung "SPIELERINNEN" (Deutschland, 2024) von Aysun Bademsoy, die die Lebenswege türkischstämmiger Fußballerinnen aus Kreuzberg nachzeichnet, sowie die Dokumentation "COPA '71" (Großbritannien) von Rachel Ramsay und James Erskine, die mit bewegenden Archivaufnahmen das erste internationale Frauenfußballturnier 1971 in Mexiko-Stadt dokumentiert. Ebenso faszinierend ist der österreichische Dokumentarfilm "…NED, TASSOT, YOSSOT…" von Brigitte Weich über nordkoreanische Fußballerinnen. Ein weiterer sehr sehenswerter Film aus der Reihe ist "THE FOOTBALL AFICIONADO" (Iran) von Sharmin Mojtahedzadeh und Paliz Khoshdel: Der Film begleitet Zahra, die sich als Mann verkleiden muss, um als Frau in iranischen Stadien Fußballspiele verfolgen zu können.

Weitere Highlights im Programm sind Dokumentationen über die Trainerlegenden Louis van Gaal ("LOUIS", Niederlande, R: Geertjan Lassche) und Marcello Lippi ("ADESSO VINCO IO", 2024, Italien, R: Paolo Geremei und Simone Paragnani) und "THE HOME GAME" (Island, R: Smari Gunn, Logi Sigursveinsson) über die faszinierende Geschichte eines isländischen Dorfvereins. Spannend wird es in "STASI FC" (Deutschland, 2025) von Dan Gordon, Zakaria Rahmani und Arne Birkenstock, die sich dem DDR-Fußball widmen und eine Geschichte von Verrat, Mord, Flucht und Manipulation erzählen. In "DIAMANTE FUSSBALLGOTT" (Deutschland) von Georg Nonnenmacher wird die Geschichte eines bewegten Fußballer-Lebens durch Archivbilder und die Kommentare realer Prominenter zur sehr originellen Mockumentary.

Auch für ein junges Publikum hält 11mm einige Filme bereit, so etwa mit "THOMAS MÜLLER - EINER WIE KEINER" (FSK 0, R: André Hörmann, Deutschland, 2025, der im Rahmen von 11mm kostenlos gezeigt wird), sowie dem Spielfilm "SIEGER SEIN" von Soleen Yusef (FSK 6, Deutscher Filmpreis 2024) und dem niederländischen Spielfilm "BIGMAN - BLEIB AM BALL, EGAL WAS KOMMT" (FSK 6, R: Camiel Schouwenaar), der in der deutschen Fassung gezeigt wird.

Als Gäste werden unter anderem die Fußball-Persönlichkeiten Ewald Lienen, Tony Woodcock sowie Stefan Beinlich erwartet. Drei Jurys küren den besten Fußball-Lang- bzw. Kurzfilm aus dem 11mm-Programm. Zusätzlich entscheidet das Publikum über seinen Favoriten in der Kategorie Langfilm. Die Gewinnerfilme werden am Montag, den 28. April 2025, im Rahmen der traditionellen Shortkicks Gala verkündet.

Erstmals präsentiert 11mm auch das neue Projekt »11mmCHECK!«: ein professionell betreutes Workshop-Programm für fußballbegeisterte Jugendliche aus ländlichen Regionen Ostdeutschlands – eine kreative Schnittstelle von Film, Fußball und sozialem Engagement. Das vollständige Festivalprogramm ist ab sofort online einsehbar – Tickets sind ab sofort erhältlich!

Link: 11mm.de
Quelle: kleberfilmpr.de

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Vom 6.–11. Mai 2025 präsentiert das Jüdische Filmfestival Berlin Brandenburg (JFBB) in seiner 31. Ausgabe 20 Filme in den Wettbewerben Spiel- und Dokumentarfilm. Die internationalen Produktionen aus neun Ländern setzen sich mit Jüdischkeit in allen Facetten auseinander – emotional, politisch, witzig, provokant und hochaktuell.

Genres und filmische Vielfalt im Spielfilmwettbewerb
Der Spielfilmwettbewerb vereint starke Genres: Vom Neo-Western "GUNS AND MOSES" (Salvator Litvak, USA, 94 min, 2024) über einen Rabbi, der eigenhändig Ermittlungen gegen skrupellose Gangster aufnimmt, über das Musiker-Biopic "MIDAS MAN" (Joe Stephenson, UK, 112 min, 2024) über den queeren Beatles-Manager Brian Epstein, bis zum atmosphärischen Kriminalfilm "HIGHWAY 65" (Maya Dreifuss, IL, 109 min, 2024), in dem eine Polizistin auf ein Netz aus Intrigen stößt. Die turbulent-schwarze Familienkomödie "BAD SHABBOS" (Daniel Robbins, USA, 84 min, 2024) gleichzeitig Eröffnungsfilm des JFBB – bringt ein turbulentes Shabbat-Essen in New York auf die Leinwand, getragen von einem hochkarätigen Ensemble rund um Kyra Sedgwick, David Paymer und Method Man (bekannt als Mitglied des Wu-Tang-Clans). Hier der Trailer:



Trauer, Trauma, Identität: Emotionales Erzählen im Fokus
Das JFBB zeigt im Wettbewerb Spielfilm einfühlsames, persönliches Kino: In "COME CLOSER" (Tom Nesher, IL/IT, 108 min, 2024) entdeckt eine junge Frau nach dem Tod ihres Bruders dessen verborgenes Leben. In "OF DOGS AND MEN" (Dani Rosenberg, IL/IT, 82 min, 2024) kehrt eine Überlebende des 7. Oktobers auf der Suche nach ihrem Hund in ihren zerstörten Kibbuz zurück. "PINK LADY" (Nir Bergman, IL/IT, 107 min, 2024) stellt die geheimen Sehnsüchte einer ultraorthodoxen Ehe dar, die durch einen Erpressungsversuch freigelegt werden. "THE PROPERTY" (Dana Modan, IL/PL, 108 min, 2025) begleitet ein Großmutter-Enkelin-Duo bei der teils absurd-komischen Reise zur Rückforderung eines Vorkriegsgrundstücks in Polen.

"EID" (Yousef Abo Madegem, IL/FR, 90 min, 2025) ist der erste in Israel produzierte Spielfilm eines beduinischen Regisseurs. Der Film erzählt von einem jungen Mann zwischen familiärer Pflicht und individueller Freiheit – und wird im Festival flankiert von einem Dokumentarfilm desselben Regisseurs über das Leben beduinischer Israelis nach dem 7. Oktober ("COME CLOSER" in der Filmreihe Kino Fermished).

Verstecken, Überleben, Erwachsenwerden: Shoah-Erfahrungen im Spielfilm
Die Shoah bleibt ein zentrales Thema des Festivals: "THE FUTURE AWAITS" (Nils Tavernier, FR, 91 min, 2024) zeigt das Überleben eines jüdischen Mädchens und ihrer Eltern in einem Pariser Dachboden. "THE HUNGARIAN DRESSMAKER" (Iveta Grófová, SK/CZ, 108 min, 2025) erzählt von einem jüdischen Jungen, der sich während des Zweiten Weltkriegs bei einer Näherin versteckt – ein feinfühliges Coming-of-Age-Drama zwischen Todesangst und beginnender Pubertät.

Dokumentarfilmwettbewerb: Porträts und historische Reflexion
Der neue Film der oscarnominierten Regisseurin Jasmila Žbanić, "BLUM: MASTERS OF THEIR OWN DESTINY" (BA, 75 min, 2024), ist ein Porträt des Shoah-Überlebenden Emerik Blum, der in Jugoslawien eines der erfolgreichsten Industrieunternehmen als Modell sozialistischer Arbeiterselbstverwaltung aufbaute. Queere Perspektiven zeigt "JACOB DE HAAN: A VOICE OUT OF TIME" (Zvi Landsman, IL, 72 min, 2024) der das Leben des pazifistischen, homosexuellen niederländischen Autors nachzeichnet, welcher 1924 in Jerusalem ermordet wurde. "ART SPIEGELMAN: DISASTER IS MY MUSE" (Molly Bernstein/Philip Dolin, USA, 100 min, 2024) ist eine intime Darstellung des legendären Comiczeichners und Maus-Schöpfers. "8TH DAY OF KHAMSIN" (Zvika Gregory Portnoy, PL/IL, 77 min, 2024) begleitet Marek Hłasko – polnischer Autor, Rebell, später mit Sonja Ziemann verheiratet – auf seinem Weg ins Israel der 1950er-Jahre.

Selbstbeobachtung und Transformation
In WEDDING BLUES (FR, 79 min, 2023) verarbeitet Regisseur Oury Milshtein selbstironisch das Ende seiner Therapie und seine Lebensgeschichte zwischen Tel Aviv und Paris. THE BELLE FROM GAZA (Yolande Zauberman, FR, 76 min, 2024) begleitet eine Transfrau aus Gaza, die in Tel Aviv ein neues Leben als Sexarbeiterin beginnt – eine intime Geschichte über Gender, Identität und das Überwinden von Grenzen.

Zwischen Persönlichem und Politischem: Israelische Realität im Blick
Wie persönliche Geschichten ins Politische greifen, zeigen THE GOVERNOR (IL, 71 min, 2024), in dem die Regisseurin die Vergangenheit ihrer Familie nach der Staatsgründung Israels aufarbeitet sowie Berlinale-Gewinner HOLDING LIAT (Brandon Kramer, USA, 98 min, 2025) über die Familie der von der Hamas verschleppten Liat. A LETTER TO DAVID (IL/US, 74 min, 2025) ist eine persönliche filmische Annäherung von Regisseur Tom Shoval an den Schauspieler David Cunio, der am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Nir Oz entführt wurde und sich immer noch in Gefangenschaft befindet.

Das JFBB zeigt insgesamt 57 Filme in sechs Sektionen in 11 Spielstätten in Berlin, Potsdam, Eberswalde, Oranienburg und Frankfurt (Oder). Das vollständige Programm, inklusive Panels und Sonderreihen, wird am 15. April 2025 veröffentlicht.

Link: www.jfbb.info
Quelle: Marthe Gärtner (m.gaertner@jfbb.info)



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